Geschichte des Lagers von 1941 - 1945

Entgegen ideologischer Vorbehalte gegen den Arbeitseinsatz sowjetischer Gefangener wurde dieser im Rahmen der totalen Kriegswirtschaft doch unvermeidlich. Das Stalag 326 war einerseits Durchgangslager für den Einsatz in Stahlwerken und im Ruhrbergbau, andererseits versorgte es den Regierungsbezirk Minden und das Land Lippe mit Arbeitskräften, wobei diejenigen Gefangenen, die auf Bauernhöfen eingesetzt wurden, im allgemeinen ein wenig besser gestellt waren.

Es klingt wie ein Hohn, wenn man hört, dass von der schweren Zwangsarbeit völlig Erschöpfte in Stukenbrock wieder aufgepäppelt werden sollten. In der Regel war die Rückkehr ins Lager gleichzeitig ihr Todesurteil. In Stukenbrock gab es keine Erschießungsanlagen oder Krematorien. Das Lager war ein "ganz gewöhnliches Lager" für sowjetische Kriegsgefangene. Im Unterschied zu den Gefangenen anderer Nationen bekamen die Sowjetgefangenen nicht einmal einen Minimallohn; bis heute enthalten ihnen Staat und Wirtschaft in Deutschland jede Entschädigung vor. Rund 300.000 Gefangene gingen zwischen l941-1945 durch das Lager. Eine riesige Zahl von 65.000 Gefange- nen überlebte nicht. Ausbeutung durch Zwangsarbeit und Auszehrung durch Hunger waren tödliche Waffen, denen sie erlagen. Seuchen kamen hinzu. Im Jahre 1942 stationierte man im Lager eine SS-Hundestaffel. Sie diente dazu, Angst zu verbreiten und flüchtige Gefangene zu ergreifen. Deren Entdeckung war ihr Todesurteil: Sie wurden entweder an Ort und Stelle oder im Konzentrationslager Buchenwald ermordet. Allein 1941 erschoss man in Stukenbrock 42 Offiziere der Sowjetarmee wegen angeblicher Arbeitsverweigerung. Sie wurden auf dem nahe gelegenen Gemeindefriedhof beigesetzt.

Trotz dieser harten Bedingungen entstand auch im Lager Stukenbrock eine Widerstandsgruppe. Sie rettete zahlreiche Mitgefangene vor dem sicheren Tod, half Kranken die schwersten Arbeiten zu meiden und versteckte gefährdete Kameraden vor Gestapo und SS. Das Zentrum der Widerstandsgruppe befand sich im Lagerlazarett Staumühle, wo die Gestapokontrolle wegen der Ansteckungsgefahr schwächer war. Es gab auch deutsche Antifaschisten, die den Gefangenen unter Einsatz ihres Lebens halfen. Immer wieder werden drei Namen genannt, an die sich die ehemaligen Gefangenen dankbar erinnern: Ferdinand Hermann, Anton Liebel und Parischka. Ende 1944 übernahm der sowjetische Oberst S.J. Kurinin die Leitung der Widerstandorganisation. Sie konnte in Kenntnis der Kriegslage schon hinarbeiten auf die Befreiung des Lagers.