Eröffnung der Mahn- und Gedenkveranstaltung am 7. Sept. 2013
Hubert Kniesburges
Vorsitzender des Arbeitskreises
BLUMEN FÜR STUKENBROCK
Liebe Friedensfreundinnen und -freunde, verehrte Anwesende,
74 Jahre nach dem völkerrechtswidrigen Angriff der deutschen Wehrmacht am 1. September 1939 auf Polen haben wir uns anlässlich des Antikriegstages 2013 hier auf dem sowjetischen Soldatenfriedhof in Stukenbrock-Senne versammelt. Wir gedenken der 65.000 toten sowjetischen Kriegsgefangenen, die hier im Lager 326 zu Tode gequält wurden. Außer ihnen starben in diesem Lager zahlreiche Gefangene und Zwangsverschleppte aus der UdSSR, aus Polen, Frankreich, Italien und Jugoslawien. Sie wurden Opfer des deutschen Nazi-Staates, dem man vor achtzig Jahren die Macht übertragen hatte.
Mit dem 2. Weltkrieg hatte dieses Regime für seine Weltherrschaftspläne Deutschland und fast die ganze Welt in eine Katastrophe gestürzt, wie sie die Menschheit bisher nicht erlebt hatte.
So wie wir an ihr Leid und an ihren Tod erinnern, gedenken wir all der vielen Millionen Menschen, die im 2. Weltkrieg und den vielen Kriege danach, so auch in Jugoslawien, dem Irak, Afghanistan ihr Leben verloren haben. All diese Toten mahnen uns, Kriege als Mittel der Politik zu verdammen!
Am 24. Juli 2013 starb in Moskau im Alter von 92 Jahren unser Freund, das Mitglied des Arbeitskreises Blumen für Stukenbrock, Georgi Kholny. Bis zu seinem Lebensende war ihm, dem ehemaligen Kriegsgefangenen des Stalag 326 VI-K bei Stukenbrock ,die Versöhnung zwischen Deutschen und Russen eine Herzensangelegenheit.
Als junger Soldat der Sowjetarmee geriet er nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf seine Heimat in deutsche Kriegsgefangenschaft und erlebt im Stukenbrocker Lager die die schlimmste Zeit seines Lebens.
Nach der Befreiung im April 1945 kehrte er nach Moskau zurück. Er wurde dort ein erfolgreicher Filmregisseur. In mehreren Dokumentarfilmen setzte er sich mit dem Elend in Kriegen und Gefangenschaft auseinander und warb darin um Menschlichkeit und Versöhnung.
Er gehörte 1970 zu den Überlebenden des Stalag 326 VI-K, die bereit waren, mit uns Deutschen über gemeinsame Lehren aus dem Krieg nachzudenken. Wir waren uns einig, dass der Sowjetische Soldatenfriedhof in Stukenbrock, so wie ihn seine Kameraden 1945 angelegt hatten, als ein ewiges Denkmal gepflegt und erhalten werden muss. Wir waren uns einig, dass Stukenbrock eine Brücke der Verständigung im Kalten Krieg werden sollte.
Mit einer Schweigeminute wollen wir der Toten gedenken.
Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde
„Von Deutschland soll nie wieder Krieg ausgehen“, oder „Nie wieder Krieg – nie wieder Faschismus“ - so brachten die Menschen in Deutschland ihre Friedenssehnsucht nach der Befreiung vom Faschismus 1945 zum Ausdruck.
Was aber erleben wir heute?
Deutsche Soldaten kämpfen in Afghanistan und sind in vielen Ländern in Einsätzen.
Deutsche Soldaten beteiligten sich am völkerrechtswidrigen Krieg im ehemaligen Jugoslawien.
In Deutschland lagern noch immer die USA- Atomwaffen aus der Zeit des Kalten Krieges.
In Deutschland können Nazis wieder mit staatlicher Toleranz und Förderung rechnen.
Aus Deutschland werden Kriegswaffen in großen Mengen an Staaten geliefert, die die Menschenrechte mit Füßen treten.
Das nehmen wir nicht hin!
Für uns ist die Mahnung von Stukenbrock
UND SORGET IHR DIE, IHR NOCH IM LEBEN STEHT, DASS FRIEDEN BLEIBT, FRIEDEN ZWISCHEN DEN MENSCHEN, FRIEDEN ZWISCHEN DEN VÖLKERN Auftrag zum Handeln.
Deshalb erwarten wir auch vom neu zu wählenden Bundestag, dass er sich dem antifaschistischen Auftrag und dem Friedensgebot des Grundgesetzes verpflichtet fühlt.
In den bundesdeutschen Medien war in den letzten Tagen zu lesen und zu hören, Syrien sei ein zu ernstes Thema für den Wahlkampf, über einen Krieg sollte im Wahlkampf nicht gestritten werden. Was ist das für ein Demokratieverständnis, wenn die Menschen in zentralen Fragen entmündigt werden.
Wir fordern alle Parteien, alle Kandidaten und Kandidatinnen auf, sich klar und deutlich gegen eine Syrien-Intervention zu positionieren. Wir fordern die Bundesregierung auf, sich für eine Verhandlungslösung einzusetzen und sich in keiner Weise an einem militärischen Einsatz zu beteiligen, in keiner Weise!
Wir stehen hier am Rand des britischen Truppenübungsplatzes „Senne“. und in der Nachbarschaft des bedeutenden Bundeswehrstandortes Augustdorf. „Krieg fängt mit üben an“ heißt es in einem Faltblatt des Aktionskreises FREIE SENNE: In eigens dafür errichteten Kampfdörfern lernen die britischen Soldaten das Töten im Häuserkampf in den Dörfern und Städten Afghanistans und anderen Krisenregionen der Welt.
Wir brauchen in Ostwestfalen-Lippe keine Lernorte des Tötens. Die Senne als Nationalpark eröffnet Perspektiven für zahlreiche zivile Nutzungsmöglichkeiten, die Region für die Menschen lebenswerter macht. Informationen dazu sind an den Informationsständen zu finden.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!