Entstehung
In den 6oer Jahren fanden sich in Lemgo Persönlichkeiten der Kirchlichen Bruderschaft Lippe mit Kommunisten und jungen Sozialdemokraten aus dem ostwestfälischen Raum zusammen, um zwingende Lehren aus der Geschichte der NS-Diktatur zu ziehen und die Verbrechen der Wehrmacht in Stukenbrock nicht vergessen zu lassen. Ihnen ging es dabei nicht nur um ein stilles Totengedenken. An dieser Stätte des Todes sollten vielmehr Menschen der verschiedensten Richtungen und Bekenntnisse zusammengeführt werden, um ihren Willen und ihre Handlungsbereitschaft gegen Krieg und Faschismus zu bekunden.
Das gemeinsame NIE WIEDER bildete die Plattform für die Tätigkeit des damals gebildeten Arbeitskreises, der seit 1970 den Namen Arbeitskreis BLUMEN FÜR STUKENBROCK führt und der als gemeinnützige und besonders förderungswürdige Einrichtung anerkannt ist.
Veranstaltungen
Alljährlich bekennen sich seit 1967 dank der Initiative des Arbeitskreises am ersten Sonnabend im September anlässlich des Antikriegstages, der an den Überfall der deutschen Wehrmacht am 1. September 1939 auf Polen erinnert, Menschen unterschiedlicher Meinungen zu einer Friedens- und Verständigungspolitik unseres Landes. Sie legen Blumen und Kränze auf die Gräber als Zeichen ihres Willens, nicht zu vergessen, was hier im Namen Deutschlands geschah.
Sie geben damit der Mahnung am Ehrenmal auf dem Friedhof »...und sorget Ihr, die Ihr noch im Leben steht, dass Frieden bleibt, Frieden zwischen den Menschen, Frieden zwischen den Völkern« eine unüberhörbare Stimme.
So wurde BLUMEN FÜR STUKENBROCK durch seine über 45-jährige Tätigkeit zu einem über die Grenzen unseres Landes beachteten Begriff für Versöhnung, zu einem Symbol der Friedens- bereitschaft vieler Mitbürgerinnen und Mitbürger. Mehrere tausend Menschen bekundeten am Antikriegstag 1970 an den Gräbern von Stukenbrock ihre Forderungen nach politischer Entspannung, nach Anerkennung der Nachkriegsgrenzen und normalen Beziehungen zu den Staaten Osteuropas.
Unter dem Motto »Verständigung und Versöhnung mit allen Völkern« stand 1972 eine große Solidaritätskundgebung mit dem vietnamesischen Volk. Über 10.000 DM wurden damals für den Wiederaufbau der durch US-Bomber zerstörten Deiche durch die Besucher gespendet.
Die Stukenbrocker Kundgebungen stellten die Forderungen nach einer Nichtverjährbarkeit von NS- und Kriegsverbrechen, nach Aktivitäten gegen neonazistischen Kräfte, nach Aufhebung der Berufsverbote und nach Beendigung des Wettrüstens zwischen Ost und West in den Mittelpunkt ihrer Aussagen. Auf den Kundgebungen 1983 und 1984 appellierten die Teilnehmer an die Bundesregierung, auf keinen Fall der Stationierung von Mittelstreckenraketen des Typs Pershing II und Marschflugkörpern zuzustimmen. Sie befürchteten, dass mit diesen Raketen als »Waffen des ersten Schlages« von Deutschland erneut ein Krieg ausgehen könnte, diesmal ein vernichtender Atomkrieg. Auf Einladung des Arbeitskreises BLUMEN FÜR STUKENBROCK nahmen alljährlich Delegationen von Widerstandsorganisationen aus verschiedenen Ländern, darunter auch Überlebende des Stalag 326, teil.
Im Juni 1989 nahm die inzwischen verstorbene Ehefrau des damaligen sowjetischen Staatsoberhauptes, Raissa Gorbatschowa, während ihres Besuchs auf dem Soldatenfriedhof, zu dem sie der Arbeitskreis eingeladen hatte, eine »Erklärung des guten Willens« entgegen. In ihr hatten durch ihre Unterschrift mehrere tausend Menschen der Region bekundet, dass sie mit den Völkern der UdSSR nur im Frieden leben wollen. Auch mit der großen politischen Wende 1989/1990 blieben die Anliegen des Arbeitskreises aktuell. Der West-Ost- Konflikt bestand zwar nicht mehr, aber es taten sich neue Konfliktfelder auf, die Einfluss auf das politische Klima nah- men.
Auf den Veranstaltungen zum Antikriegstag nach 1990 waren Hauptanliegen: die Entschädigung für ehemalige Gefangene, die als Zwangsarbeiter Sklavenarbeit verrichten mussten, sowie die unmittelbare Solidarität mit ihnen. Und schließlich der Protest ge- gen den NATO-Krieg gegen Jugoslawien. Für die Teilnehmer der Veranstaltung war es bestürzend, dass nun im Jahre 1999 erneut ein Krieg mit Beteiligung deutscher Soldaten ausgelöst wurde.
Die Satzung
Aus der Satzung des »Arbeitskreises Blumen für Stukenbrock«
(gemeinnütziger Verein seit Dezember 1984)
§ 2 AUFGABEN
Der Arbeitkreis hat folgende Aufgaben:
- Pflege des Andenkens an die während der Zeit von 1941-1945 in Stukenbrock/Kreis Gütersloh im STALAG 326 (VI/K) umgekommenen sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsverschleppten aus mehreren europäischen Ländern. Dazu gehören:
- Die Herausgabe von Informationsmaterialien über das Lager und den sowjetischen Soldatenfriedhof in Schloß Holte-Stukenbrock.
- Die Forschungsarbeit über das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsverschleppten in Ostwestfalen/Lippe.
- Die Betreuung von Besuchergruppen des Friedhofs.
- Die Durchführung von Mahn- und Gedenkveranstaltungen.
- Die Pflege von Kontakten und ihre Ausweitung zu anderen Gedenkstätteninitiativen.
- Den Ehrenfriedhof Stukenbrock als eine würdige Gedenkstätte den Überlebenden und Nachkommenden zu erhalten.
- Aufbauend auf die Mahnung von Stukenbrock
UND SORGET IHR, DIE IHR NOCH IM LEBEN STEHT, DASS FRIEDEN BLEIBT, FRIEDEN ZWISCHEN DEN MENSCHEN, FRIEDEN ZWISCHEN DEN VÖLKERN
den Willen der Menschen nach Frieden, Verständigung und Versöhnung mit allen Völkern zum Ausruck zu bringen sowie Rassenhaß, Nazismus und Intoleranz abzulehnen.
§ 3 PARTEIPOLITISCHE UNABHÄNGIGKEIT
Der Arbeitskreis arbeitet unabhängig von Parteien und anderen Organisationen. Seine Tätigkeit wird ausschließlich von seinen Mitgliedern bestimmt.
Mitglieder
Mitglieder des Arbeitskreises sind u.a.:
Regina Blomenkamp, Lehrerin, Löhne; Walter Böhmer, Sozialarbeiter, Detmold; Prof. em Dr. Jürgen Feldhoff, Bielefeld; Dr. Urich Gausmann, Kaufmann, Paderborn; Elfriede Haug, Journalistin, Bielefeld; Werner Höner, Steuerfachgehilfe, Porta Westfalica; Hubert Kniesburges, Maschinenbautechniker, Gütersloh; Inge Hoeger, M.d.B., Herford; Dr. Anatoli Popow, Botschaftsrat i.R. Moskau; Jochen Schwabedissen, Pfarrer i.R. Detmold; Carsten Seichter, Historiker, Bielefeld; Kalle Seithuemmer, Angestellter, Detmold; Udo Weitekemper, Architekt, Schloß Holte- Stukenbrock; Wolfgang Wrobel, Kaufmann, Schloß Holte-Stukenbrock.
Klönne will die rote Fahne
© 2011 Neue Westfälische - Schloß Holte-Stukenbrock, Donnerstag 14. April 2011
Streit um Spitze des Obelisken: Paderborner Professor ist Zeitzeuge
VON SABINE KUBENDORFF
Schloß Holte-Stukenbrock. „Das waren wahrlich keine Stalinisten!“ Professor Arno Klönne spricht über sowjetische Soldaten, die in Stukenbrock-Senne zwischen 1941 und ’45 im Kriegsgefangenenlager inhaftiert waren, die er noch in den Kriegsjahren und direkt danach persönlich kennengelernt hat. Mit denen er sich auch viele Jahre später immer wieder ausgetauscht hat.
Der emeritierte Soziologe und Politikwissenschaftler hat sich als Zeitzeuge zu Wort gemeldet im Streit um den Obelisken auf dem Sowjetischen Soldatenfriedhof . Wie wiederholt berichtet, hatten dieÜberlebenden des Kriegsgefangenenlagers Stalag 326 auf die Spitze eine rote Sowjet-Flagge aus Glas aufgepflanzt. Die war 1956 in den Zeiten des Kalten Krieges ausgetauscht worden gegen ein orthodoxes Kreuz. Nun soll wieder das kommunistische Symbol auf die Spitze, worüber ein heftiger Streit entbrannt ist.
Arno Klönne will die rote Fahne zurück. „Denkmalschutz“, sagt der bekennende Linke, „müsste meines Erachtens bedeuten, dass ein Symbol der Erinnerung die Form behält, für die sich jene Menschen entschieden hatten, aus deren Lebensgeschichte es hervorging. Alles andere wäre Verfälschung von Geschichte.“
Als Zehnjähriger war Klönne mit seiner Familie aus dem zerbombten Bochum nach Hövelhof gezogen. Das war 1931. Sein Vater war Lehrer und unterrichtete auch Musik. „Er schenkte den Kriegsgefangenen Noten“, berichtet Klönne. Viele sowjetischen Soldaten arbeiteten damals außerhalb des Lagers, so ergaben sich Kontakte zur Bevölkerung und eben auch zu Familie Klönne. „Es tat den Gefangenen gut, wenn sie mal aus dem Lager rauskamen, auch weil sie draußen ein bisschen besser verpflegt wurden.“ Arno Klönne kann sich noch gut an den Anblick des Lagers von der Straße aus erinnern, an die „erbärmlichen Verhältnisse“. Die Russen seien schlechter behandelt worden als westliche Kriegsgefangene. „Aber trotzdem wurde im Lager Musik gemacht.“ Die Noten der Familie Klönne trugen dazu bei, die Gefangenschaft erträglicher zu machen.
Die Soldaten lernten ein bisschen Deutsch, Unterhaltungen wurden möglich. „Die meisten“, berichtet der jetzt fast 80-Jährige, „waren keine Bewunderer Stalins. Aber die sowjetische Flagge war das Symbol, unter dem sie gekämpft haben.“ Das dürfe man nicht mit Begeisterung für den Stalinismus verwechseln.
Nach der Befreiung des Lagers durch die Amerikaner im April vor 66 Jahren hatten sowjetischen Soldaten wieder die Familie Klönne besucht, um sich noch einmal zu bedanken. Sie berichteten von sich und Kameraden, dass so mancher vor ihnen die Rückkehr in die kommunistische Heimat fürchtete. „Sie ahnten wohl schon, dass sie nicht gut behandelt werden würden“, beschreibt Arno Klönne. Tatsächlich wurden „sie noch einmal bestraft“.
Viele „kamen in Lagerhaft, wurden von beruflichen Karrieren ausgeschlossen“. Einige der befreiten Soldaten waren wegen ihrer Vorahnung untergetaucht, Arno Klönne hielt den Kontakt zu manchem und lernte Ende der 40er/Anfang der 50er Jahre über Bekannte weitere kennen. Er nahm später oft an den Gedenkveranstaltungen des Arbeitskreises „Blumen für Stukenbrock“ auf dem Sowjetischen Soldatenfriedhof teil, auf dem der umstrittene Obelisk steht. Dabei machte er die Bekanntschaft weitere Überlebende. Nach Klönnes Schilderung wollten sie die rote Fahne zurück. „Man kann das Historische eben nicht einfach wegwischen.“
In der Diskussion um Fahne oder Kreuz bezeichnet es der Professor als „absurd“, dass mit der roten Flagge „ein Zeichen für den Stalinismus und dessen Verbrechen gesetzt worden sei oder für die Vernichtung der Religion“. Über das Verhältnis der Gefangenen zur orthodoxen Kirche „war mit der sowjetischen Fahne so oder so gar nichts gesagt, und in dieser Hinsicht gab es auch keine einheitliche Meinung unter den Lagerinsassen“.
Respekt und Würde
Stellungnahme zur Diskussion um Kreuz oder Fahne auf dem Denkmal in Stukenbrock von den langjährigen Vorsitzenden des Arbeitskreises BLUMEN FÜR STUKENBROCK, Werner Höner und Jochen Schwabedissen
11.04.2011
Die gegenwärtig vom CDU-Landtagsabgeordneten Dr. Brinkmeier inszenierten Kampagne um den Obelisken auf dem Sowjetischen Soldatenfriedhof in Stukenbrock veranlasst uns zu den nachstehenden Erläuterungen der Sachlage:
Nicht die Frage Kreuz oder Fahne stellt sich, sondern die, wie man es mit den Begriffen Respekt und Würde hält, die dringend gegenüber den Menschen angebracht sind, die im Stukenbrocker Lager von Deutschen zu Tode gequält und im Sennesand verscharrt worden sind.
Am 22. Juni jährt sich zum siebzigsten Mal der Tag, an dem die deutsche Wehrmacht die Sowjetunion überfiel und dort unermessliches Leid und millionenfachen Tod verursachte.
Rund 20 Millionen Menschen der UdSSR verloren in diesem Krieg ihr Leben. Über 3 Millionen sowjetische Kriegsgefangene wurden von den Nazis ermordet, dem Hungertod preisgegeben oder auf andere Weise umgebracht.
Es waren die Soldaten der Sowjetunion, die ihr Land von der deutschen Besatzung befreiten und den größten Blutzoll auch für die Befreiung Deutschlands erbrachten. Zu diesen Menschen, denen auch wir die Befreiung zu verdanken haben, gehören auch die 65.000 Kriegsgefangenen, die in der Stukenbrocker Erde liegen .
Schon wenige Tage nach ihrer Befreiung am 2. April 1945 begannen die Überlebenden, ihren toten Kameraden einen Friedhof anzulegen und dort einen Obelisken zu errichten, der allen nachfolgenden Generationen von ihrem Leid berichten sollte.
Sie stellten vor den 36 Massengräbern Steinstelen auf und setzten in jede dieser Stelen einen roten Stern, das Symbol ihres Landes. Das Material dafür bestand aus Rückstrahlern von Fahrrädern, die sie sich in der Umgebung beschafften.
Auf die Spitze des Denkmals, das von dem Lagerinsassen Alexander Mordan entworfen und in der Verantwortung des Ingenieurs Victor Choperski in nur 30 Tagen errichtet worden war, setzten sie die Fahne ihres Sieges über den Faschismus, eine Glasplastik mit Hammer und Sichel. Unter dieser Fahne hatten Soldaten aus allen Republiken der UdSSR gemeinsam gekämpft. Sie gehörten verschiedenen Religionen an. Viele waren orthodoxe Christen, es waren aber auch Juden und Muslime unter ihnen, sowie Menschen ohne Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft.
Zu der Einweihungsfeier des Obelisken am 2. Mai 1945, hatten Überlebende vor die Stelen an den Massengräbern aus Holz gezimmerte orthodoxe Kreuze errichtet, die allerdings im Laufe der Jahre verwitterten.
Es gab schon in den 50er Jahres des vorigen Jahrhunderts lokale Politiker, die den Obelisken abreißen wollten. Ja, sie hatten bereits damit begonnen, die Sterne und die Glasplastik abzubauen, wurden aber von der britischen Militärverwaltung auf Protest der sowjetischen Militärmission daran gehindert.
Die Glasplastik wurde allerdings nicht erneuert, sie fiel dem damals schon wirkenden Kalten Krieg zum Opfer. Der alte Feind im Osten war auch der neue, und so war die damalige CDU- Landesregierung nicht bereit, eine rote Fahne zu tolerieren. Man setzte stattdessen ein orthodoxes Kreuz auf den Obelisken. Niemand fragte die Erbauer des Denkmals. Man war auch Jahre danach nicht gewillt, den Überlebenden diese Tat zu begründen.
Bis zu ihrem Lebensende hatten der Architekt des Denkmals, Alexander Mordan und der Mitgestalter des Obelisken Dimitri Orlow enge freundschaftliche Kontakte zum Arbeitskreis Blumen für Stukenbrock. Sie, wie andere Überlebende des Lagers baten uns des öfteren, uns dafür einzusetzen, dass ihr Denkmal erhalten bliebe und wieder so aussehen möge, wie sie es gestaltet hatten.
Für uns war das selbstverständlich und entsprach unserer großen Hochachtung vor dem Lebenswerk all dieser Menschen. Das Bemühen um die Erhaltung des Denkmals und des Friedhofs entspricht unserem Verständnis von Respekt vor den Menschen, die dort gelitten haben.
Als nach unseren Bemühungen im Jahre 2004 - der Kalte Krieg schien überwunden zu sein- die Landesregierung versprach, sich für die Wiedererstellung des Obelisken einzusetzen, wurden erste konkrete Schritte ihrerseits dazu eingeleitet. Mit der russisch- orthodoxen Kirche schien eine Einigung nach Aussagen der Botschaft der Russischen Förderation dahingehend erzielt worden zu sein, dass das orthodoxe Kreuz einen würdigen Platz auf dem Friedhof erhalten sollte.
Nach einer Absprache der Landesregierung (Ministerium für Bauen und Verkehr) am 28.07.2006 mit Vertretern des Arbeitskreises Blumen für Stukenbrock , der Dokumentationsstätte Stalag 326, der Stadt Schloß Holte- Stukenbrock, der Bezirksregierung Detmold, dem Westfälischen Amt für Denkmalpflege schienen alle Hindernisse ausgeräumt zu sein. Es wurden konkrete Festlegungen für den Umbau der Denkmalspitze vereinbart.
Bereits am 21.02.2006 hatte der stellvertretende Vorsitzende des Arbeitskreises Blumen für Stukenbrock, Herr Pastor Jochen Schwabedissen sich an Erzbischof Longin von der Russisch- Orthodoxen Kirche gewandt und unser Anliegen geschildert. Von dort wurde Gesprächsbereitschaft signalisiert.
Es stellt sich hier nach der jetzigen Auseinandersetzung die Frage:
Darf man die furchtbaren Verbrechen, die in der Stalin- Aera an Christen der russisch-orthodoxen Kirche, wie an Millionen unschuldiger Menschen begangen worden sind, heute dazu nutzen, eine Abrechnung mit den Erbauern des Obelisken und den zahlreichen Überlebenden des Stalag zu führen weil sie die Fahne ihres Landes auf den Obelisken setzten? Wo bleibt der Respekt vor diesen Menschen seitens der Herren Dr. Brinkmeier, Herrn Lascheks und anderer Persönlichkeiten?
Wenn heute, fünf Jahre nach diesem Beschluss der Landesregierung und nach fünf Jahren Wartens der Regierungspräsidentin auf eine Klärung der Angelegenheit mit der russisch- orthodoxen Kirche, nun endlich die Landesregierung ihren Beschluss von 2004 umsetzen möchte, stellt sich die Frage, was diese Kampagne bezwecken und wem sie nutzen soll?
Offensichtlich ist für einige Politiker der Kalte Krieg doch nicht vorbei . Auch ist es nicht nachvollziehbar, dass heute Vertreter der Orthodoxen Kirche in Deutschland sich darüber beklagen, auf dem Friedhof künftig keine Gottesdienste mehr durchführen zu können.
Jeder, der den Friedhof kennt, kennt auch die Ehrenhalle mit dem großem orthodoxen Kreuz und der Mahnung an die Überlebenden, alles für den Frieden zu tun.
Dort fanden bisher viele Feiern und Andachten statt. Übrigens auch durch den Arbeitskreises Blumen für Stukenbrock, der hier zahlreiche ökumenische Gottesdienste gestaltete. Niemand will daran etwas verändern.
Im übrigen schlägt der Arbeitskreis vor, vor den Stelen wieder Kreuze anzubringen, so wie sie bei der Denkmaleinweihung standen, allerdings aus einem festen Material.
Sowjetischer Soldatenfriedhof Stukenbrock: Obelisk erhält nach 55 Jahren seine Urform zurück
Porta Westfalica/Stukenbrock 17.03.2011
Sowjetischer Soldatenfriedhof Stukenbrock:
Obelisk erhält nach 55 Jahren seine Urform zurück.
Der Beschluss der Landesregierung von NRW aus dem Jahre 2005, den Obelisken auf dem Sowjetischen Soldatenfriedhof in Stukenbrock wieder so herzustellen, wie ihn die Überlebenden des Stalag 326 im Jahre 1945 erbaut hatten mit einer eine rote Fahne symbolisierende Glasplastik auf Spitze wird offensichtlich in Kürze seine Verwirklichung finden.
Seit der Absprache über die Umsetzung des Beschlusses zwischen Vertretern der Landesregierung, der Bezirksregierung, dem Denkmalschutzamt Münster und dem Arbeitskreis Blumen für Stukenbrock am 28. Juli 2006 ,in der Einzelheiten der Restaurierung festgelegt wurden, verhinderte die Regierungspräsidentin in Detmold seine Realisierung.
Das veranlasste in den vergangenen Jahren den Arbeitkreis Blumen für Stukenbrock sowie zahlreiche Persönlichkeiten der Region und darüber hinaus, so auch M.d.L. Günter Grabrecht, immer wieder, bei der Regierungspräsidentin diesbezüglich vorstellig zu werden, allerdings ohne Erfolg.
Am 9. November 2010 mahnte der Arbeitskreis bei der inzwischen neu gewählten Ministerpräsidentin Hannelore Kraft die Verwirklichung des Beschlusses an, indem er ihr den gesamten Vorgang noch einmal darlegte und bat sie, ihren Beitrag dazu zu leisten, dass auch in Stukenbrok eine Handlung aus der Zeit des Kalten Krieges endlich korrigiert wird.
Seitens der Staatskanzlei wurde sofort eine Prüfung der Angelegenheit zugesichert und im Januar dem Arbeitskreis zunächst telefonisch mitgeteilt, dass die Bezirksregierung in Detmold veranlasst werde, den Beschluss in der ersten Jahreshälfte umzusetzen.
In einem Schreiben vom 8. März 2011 teilt nun im Auftrage der Ministerpräsidentin Frau Kraft, der Chef der Staatskanzlei, Herr Franz –Josef Lersch - Mense dem Arbeitskreis mit, dass die „alsbaldige Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes des Obelisken entsprechend den Absprachen vom 28. Juli 2006 in die Wege geleitet ist“.
Gleichzeitig wird mitgeteilt, dass das russisch- orthodoxe Kreuz „bis zur Abstimmung zwischen der Bezirksregierung Detmold und der Orthodoxen Kirche über den neuen Standort eingelagert“ wird.
Der Arbeitskreis würdigt diesen längst überfälligen Schritt der Landesregierung gerade in diesem Jahr, in dem sich am 22. Juni zum 70. Mal der Tag des Überfalls der Wehrmacht auf die UdSSR jährt, als einen Beitrag zur den Normalisierung des Verhältnisses zwischen uns Deutschen und den Menschen der ehemaligen UdSSR.
Er wird den Fortgang der Restaurierung im Auge behalten.
Wiederherstellung des ursprünglichen Denkmals
Brief der Überlebenden an den Arbeitskreis
Übersetzung aus dem Russischen 28.07.2004
Betr: Obelisken auf dem Sowjetischen Soldatenfriedhof in Stukenbrock
Sehr geehrter Herr Höner,
am 2. April 2005, vor genau 60 Jahren, wurde das Stalag 326 VI - K, deren Gefangene wir waren, von amerikanischen Truppen befreit.
Unmittelbar nach der Befreiung begannen unsere Kameraden mit der Gestaltung des Friedhofs, auf dem 65. 000 unserer Kameraden in Massengräbern ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Nach einer Zeichnung der ehemaligen Gefangenen AA.Mordanj, W.F.Chopersky und N.F.Smimow entstand in der Zeit vom 7. - 30. April auf dem Friedhof zum Gedenken an unsere toten Kameraden ein Obelisk, auf dessen Spitze eine Glasplastik befestigt wurde, die unsere damalige Staatsfahne der UdSSR darstellte.
Wir wissen, dass der Friedhof wie auch der Obelisk vor allem in der Zeit des kalten Krieges Gegenstand von für uns unbegreiflichen Auseinandersetzungen war. Diese gipfelten darin, dass in Verantwortung der damaligen Landesregierung von Nordrhein-Westfalen, nachdem es durch Intervention der Sowjetischen Militärmission bei der britischen Rheinarmee der örtlichen Behörden nicht gelungen war, den Obelisken abzureissen, die Glasplastik auf dem Obelisken durch ein Orthodoxes Kreuz ersetzt wurde.
Man mag zu den Symbolen stehen, wie man will. Man sollte aber respektieren, dass im Lager Stukenbrock Menschen der verschiedensten Religionen und politischen Meinungen Opfer des menschenverachtenden Regimes der Nazis wurden. Sie lassen sich nicht unter dem Symbol eines Kreuzes vereinigen. Sie alle aber waren Bürger der UdSSR und ihr gemeinsames Staatssymbol war nun einmal die rote Fahne mit Hammer und Sichel. Dieses Symbol wurde von den Überlebenden des Lagers für den Obelisken gewählt und auch von den damals zuständigen allierten Behörden genehmigt.
Für uns war die Entfernung dieses Staatssymbols vom Obelisken ein unsere Gefühle zutiefst verletzender Akt. Es ist für uns nicht verständlich, dass historische Denkmale ummodernisiert werden. Das Symbol auf dem Obelisken hatte uns so wie viele Millionen Soldaten und Offizieren der Roten Armee im Grossen Vaterländischen Krieg 1941-1945 gegen den Hitlerfaschismus ermutigt.
Wir meinen, dass im Zuge der weiteren positiven Entwicklung der Beziehungen zwischen unseren Ländern die Wiederherstellung des ursprünglichen Bildes des Obelisken, das die Denkweise der Gefangenen des faschistischen Stalags 326 verkörperte, eine gute Tat im Rahmen der Feierlichkeiten anlässlich des 60. Jahrestages der Beendigung des Krieges im Mai 2005 wäre. Wir als Überlebende des Stalag 326 VI - K bitten Sie, in umserem Namen bei den zuständigen Behörden Ihres Landes tätig zu werden, um eine Wiederherstellung des Obelisken in seiner von uns geschaffenen und gewollten Form zu erreichen. Der 2. April 2005 sollte ein weiteres Zeichen dafür setzen, dass unsere Völker aus der Vergangenheit gelernt haben. Wir bedanken uns für Ihre Bemühungen. Mit freundschaftlichen,Grüssen
Orlow Dmitri Pawlowitsch, geboren am 07.05,1908
Proesd Dosflota, 3-221,125364 Moskau
beteiligte sich an der Schaffung des Projektes und am Bau des Obelisken,
Kotscheulow Wassili Michailowitsch geboren am 16.01,1914
Chersonskaja, 2 - 26,117246 Moskau
Rodinkow Valentin Aleksandrowitsch, geborem am 06,07,1909
die achte Textilschtikow Strasse l - 39,109129 Moskau
Übersetzt von Valentina Popova
Deutschprofessorin
Brief an den Innenminister Behrens
10.08.2004
Betr. Sowjetischer Soldatenfriedhof in Stukenbrock
Sehr geehrter Herr Minister,
am 2. April 1945 wurden die Gefangenen des Stalag 326 VI/K in Stukenbrock durch die an diesem Tage einrückenden amerikanischen Truppen befreit. Im kommenden Jahr begehen wir den 60. Jahrestag der Befreiung. Es ist unsererseits geplant, in Anwesenheit von Überlebenden dort eine Gedenkfeier durchzuführen.
In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass der Kalte Krieg in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhundert nicht spurlos an dem von Überlebeden des Stalag errichteten Sowjetischen Soldatenfriedhof vorübergegangen ist. Schon 1956 gab es auf lokaler Ebene die Absicht, das auf dem Gräberfeld von Überlebenden errichtete Denkmal abzureißen. Ja, man hatte bereits damit begonnen, die Sterne vom Denkmal und auch die auf der Spitze des Denkmals befindliche Glasplastik mit dem Staatsymbol der UdSSR mit Hammer und Sichel abzumontieren und an seine Stelle ein Orthodoxes Kreuz zu setzen. Auf Intervention der Sowjetischen Militärmission und den zuständigen britischen Dienststellen musste dieser Akt abgebrochen werden mit dem Ergebnis, dass die Inschriften und die Embleme am Denkmal wieder angebracht wurden Die Glasplastik auf der Spitze des Denkmals wurde jedoch nicht wieder angebracht.
In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Forderungen von Initiativen der verschiedensten Gruppen und Organisationen, den inzwischen unter Denkmalschutz stehenden Obelisken wieder so herzustellen, wie ihn die Überlebenden errichtet und als Mahnmal für die Zukunft erhalten wissen wollten.
Bedauerlicherweise konnte man sich bis heute nicht entschließen, diesen Akt des Kalten Krieges rückgängig zu machen. Die Beziehungen zwischen unseren Ländern haben sich inzwischen weitestgehend normalisiert. Für uns ist nicht nachvollziehbar, weshalb diese Normalisierung um den Sowjetischen Soldatenfriedhof in Stukenbrock einen Bogen machen soll.
Im Frühjahr dieses Jahres ergriffen wir erneut die Initiative und beantragten bei zuständigen Denkmalschutzamt der Bezirksregierung in Detmold die Wiederherstellung des Denkmals in seiner ursprünglichen Form. Am 12.Mai 2004 erfolgte von dort erneut eine Ablehnung, die vor allem bei den Überlebenden in den Nachfolgestaaten der UdSSR auf Unverständnis und Protest stieß, (siehe Anlage)
Vor wenigen Tagen erreichte uns der von Überlebenden des Lagers unterzeichnete beiliegende Brief, in dem wir von ihnen aufgefordert wurden, in ihrem Namen bei den zuständigen Behörden tätig zu werden, damit bis zum 2, April 2005 der Obelisk wieder so hergestellt wird, wie ihn die Überlebenden in Erinnerung haben. Wir teilen die Meinung der Überlebenden, dass zum 2. April 2005 damit ein weiteres Zeichen dafür gesetzt werden sollte, dass unsere Völker aus der Vergangenheit gelernt haben. Wir bitten Sie als zuständigen Minister, in diesem Sinne tätig zu werden.
Mit freundlichem Gruß
Werner Höner
Nachruf Pastor Diestelmeier
Am 10. September 2001 verstarb nach langer Krankheit im Alter von 85 Jahren der Ehrenvorsitzende des Arbeitskreises BLUMEN FÜR STUKENBROCK E.V. Pastor Heinrich Diestelmeier.
Wir trauern mit seiner Familie um einen vorbildlichen Menschen, dem der Frieden,das Wohl seiner Mitmenschen,seiner Kirchengemeinde und die Solidarität mit allen Leidenden und Unterdrückten ständige Anliegen waren.
Pastor Diestelmeier gehörte 1967 zu den Gründern unseres Arbeitskreises. Für ihn war es immer wichtig, dass Menschen unterschiedlicher politischer Richtungen und Weltanschauungen zusammenfanden, um gemeinsam gegen das Vergessen zu arbeiten. Er verstand die Gedenkstättenarbeit des Arbeitskreises stets als eine Mahnung an seine Mitmenschen, neonazistische Aktivitäten, Intoleranz und Hass sowie Kriegsvorbereitung und Kriegsbeteiligung zu bekämpfen. Für ihn war eine wichtige Schlussfolgerung aus den Verbrechen an den sowjetischen Kriegsgefangenen in Stukenbrock, sich zu engagieren, sich überall konsequent für die Verwirklichung des Friedensgebots des Grundgesetzes einzusetzen.
Heinrich Diestelmeier stellte sich schützend vor Kriegsdienstverweigerer, prangerte engagiert den Krieg der USA gegen Vietnam an, wandte sich gegen die Verjährung von NS-Verbrechen und warnte vor den Gefahren, die vom Rechtsradikalismus drohen. Er war äußerst empört über die von der Mehrheit des Bundestages beschlossene Beteiligung Deutschlands am völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen Jugoslawien.
Mit ihm verliert der Arbeitskreis BLUMEN FÜR STUKENBROCK einen Menschen, dessen Rat und Erfahrung wir sehr vermissen werden. Uns und vielen Menschen in der Region Ostwestfalen-Lippe wird Heinrich Diestelmeier unvergessen bleiben.
Sein Andenken bewahren wir am besten dadurch, dass wir in seinem Sinne dafür Sorge tragen, dass "die Blumen von Stukenbrock nicht verwelken".
Nachruf für Eike Kühne und Karl Heinz Schröder
Innerhalb nur weniger Wochen verlor der Arbeitskreis zwei Gefährten und Freunde, die seine Arbeit jahrzehntelang aktiv unterstützt haben.
Eike Kühne, Detmold, starb Mitte Mai 2008 im Alter von 56 Jahren nach langer schwerer Krankheit, für uns dennoch unerwartet. Mehrere Jahre bis zu seinem krankheitsbedingtem Ausscheiden aus seiner beruflichen Tätigkeit als Bildungsrefernt in der VERDI Bildungsstätte Lage- Hörste gehörte er dem Arbeitskreis an, bereicherte seine Arbeit nicht nur durch Vorschläge und Ideen, sondern war stets zur Stelle, wenn seine Hilfe benötigt wurde. Mit seiner Frau Karin trauern wir um den Verlust Eikes. Er wird uns in guter Erinnerung bleiben.
Tief betroffen gemacht hat uns der Tod unseres Freundes Karl Heinz Schröder aus Bergisch Gladbach, der am 6.Juni infolge einer schweren Erkrankung verstarb. Seit Beginn der Tätigkeit des Arbeitskreises vor über 40 Jahren war Karl Heinz ein selbstloser und überzeugter Förderer des Arbeitskreises. Für ihn war Blumen für Stukenbrock zu einer Herzensangelegenheit geworden. Seine guten Kontakte zu zahlreichen Menschen in der damaligen UdSSR halfen uns, weit über den Kreis der ehemaligen Gefangenen des Stalag 326 freundschaftliche Kontakte zu entwickeln. Gemeinsam mit seiner Frau Walborg Schröder, Vorsitzende der Deutsch- Russischen Gesellschaft Rhein- Ruhr, trat er unermüdlich für eine Versöhnungs- und Verständigungsarbeit mit den Völkern Osteuropas ein. Wir werden ihn sehr vermissen. Mit seiner Frau Walborg und seiner Familie trauern wir um Karl Heinz, der uns unvergessen bleibt.
Foto: Uwe Koopmann
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