Die Errichtung des Lagers - Die ersten Gefangenen

Anfang Mai 1941 begannen auf Befehl deutscher Wehrmachtsoffiziere die Arbeiten für das Stalag 326. Diese Lager bekamen zunehmend eine große Bedeutung für die deutsche Kriegswirtschaft. So wurde bei Stukenbrock, im Bereich der Eselsheide, schon vor dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion eine Riesenfläche von vierhundert mal tausend Metern eingezäunt, Brunnen und Baracken für die Wachmannschaften angelegt. Man rechnete mit einer großen Anzahl von Kriegsgefangenen. Unter diesen Bedingungen musste man auch davon ausgehen, dass diese Menschenmengen kaum Überlebenschancen hatten.

Das Lager wurde schon unmittelbar nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 mit den ersten Kriegsgefangenen belegt. Mehr als 7.000 erreichten die Senne am 7. Juli 1941. In Viehwaggons der Reichsbahn waren sie zum Bahnhof Hövelhof gebracht worden und mussten dann, völlig erschöpft, den langen Fußmarsch zu dem vorgesehenen Lager am Lippstädter Weg (heute Landespolizeischule Erich Klausener) zurücklegen. Auf der eingezäunten Fläche fanden sie weder Unterkünfte noch ausreichende Verpflegung oder sanitäre Einrichtungen. Sie hausten in selbst errichteten Erdlöchern unter freiem Himmel. Insgesamt bestand die Nahrung aus 700-800 Kalorien. Erschöpfung und Unterernährung begünstigten Krankheiten, an denen Tausende Gefangene gerade in den ersten Wochen zugrunde gingen. Ein ehemaliger Gefangener, der Militär- arzt Wladimir Semjonowitsch Siltschenko, berichtet aus eigenem Erleben: "Die schweren Prüfungen und Qualen begannen für die sowjetischen Gefangenen schon vor dem Eintreffen im Lager: Tage und Wochen unter freiem Himmel am Ort der Gefangennahme mit täglichen Rationen von einer Handvoll ungeschälter Buchweizengrütze und sehr wenig Trinkwasser. Dann wurden die Gefangenen in kleine Güterwagen zu 60 bis 70 Mann gepfercht. Sie konnten weder sitzen noch liegen. Die Fahrt in den Westen dauerte mindestens fünf bis sieben Tage. Für den Weg gab man ihnen insgesamt 150 bis 300 g Brot; Wasser bekamen sie nicht jeden Tag. Verwundete und Verletzte, von denen es sehr viele gab, erhielten während der Fahrt keine medizinische Hilfe. So wurden auf dem Bahnhof Hövelhof, wo die für das Lager bestimmten Militärzüge entladen wurden, aus jedem Waggon bis zu 10 Leichen ausgeladen. Die erschöpften Gefangenen, die 1941 als erste in die Senne gebracht wurden, mussten das Lager 326 aufbauen und hatten dazu nur primitive Werkzeuge zur Verfügung. Bei schlechtem Wetter mussten sie - nass bis auf die Haut und durchgefroren sowie vom langen Arbeitstag erschöpft - auf der nackten, kalten oder feuchten Erde schlafen oder sich dort ausruhen. Einige Gefangene bauten sich in der Erde Höhlen, die oft zerstört wurden. Zeichnung von A.Glinow Gefangener in Stukenbrock Die erste Zeit erhielten die Gefangenen eine warme Mahlzeit: 200 g Brot mit Stücken Sägemehl und feuchte Kohlrüben war die Tagesration für Menschen, die schwere, aufreibende Arbeiten verrichten mussten. Das führte zu einer hohen Sterblichkeit unter den Gefangenen des Lagers... Der Bau des Lagers war beendet. Stacheldraht umgab das gesamte große Territorium. Ringsherum standen Wachtürme mit Maschinengewehren, die auf das Lager gerichtet waren. Grausame, erbarmungslose Wachsoldaten schossen ohne jeglichen Anlass zur Abschreckung auf die schutzlosen Kriegsgefangenen oder prügelten mit Peitschen, Stöcken und Gummischläuchen. Selbst nachdem die Organisationsperiode beendet war, war die Ernährung der Gefangenen mehr als spärlich: 150 bis 200 g Ersatzbrot, Ersatzkaffee und eine Wassersuppe, genannt "Balanda", aus nicht gesäuberten, faulen Kartoffeln, Kohlrüben oder Gras. Nach den großzügigsten Berechnungen betrug die Tagesration 800 bis 850 Kalorien. Das war ein Drittel der Norm, die zur Erhaltung des menschlichen Lebens notwendig ist. Dabei mussten die Gefangenen den ganzen langen Arbeitstag vom Morgengrauen bis zum späten Abend die schwersten physischen Arbeiten verrichten."