Die Befreiung

Am 2. April 1945 war es endlich soweit! Während sich amerikanische Truppen dem Lager näherten, entwaffneten sowjetische Lagerinsassen nach einem gut vorbereiteten Plan die Lagerwache. Der Stab der Widerstandsbewegung übernahm nach einem erfolgreichen Aufstand die Lagerverwaltung. Seine Hauptaufgabe war schnelle Hilfe für die 1.400 Kranken unter den etwa 10.000 Lagerinsassen. Viele konnten vor dem sicheren Tod gerettet werden; die meisten kehrten nach drei bis vier Monaten gesund in ihre Heimat zurück.

Erfüllte sich für die Gefangenen mit der Befreiung ein Wunschtraum, so wurde er für die anrückenden Amerikaner zum Alptraum, als sie die Zustände im Lager kennen lernten. "8.610 vor Hunger wahnsinnig gewordene Gefangene wie Tiere in Dreck und Elend gehalten", überschrieb der US- Kriegsberichterstatter John Mecklin seinen Bericht und fügte hinzu: "Wenn die Amerikaner, die heute hier waren, die Deutschen nicht sowieso schon hassten, dann tun sie es jetzt."

Außer den Überlebenden fanden sie die Toten, verscharrt in sechsunddreißig Massengräbern, jedes einhundertzwölf Meter lang. Ohne Särge, allenfalls in Papiersäcken und ohne Kleidung hatte man sie übereinander gestapelt, unter ihnen etwa eintausend Kinder und Jugendliche, die unter dem Vorwand der Partisanenbekämpfung eingefangen worden waren.

Trotz ihres erbärmlichen Zustandes begannen die Befreiten neben der Organisierung eines menschenwürdigen Lagerlebens mit der Errichtung einer Gedenkstätte für ihre toten Kameraden.