Der Friedhof
Auf diesem Friedhof, einem der größten seiner Art in Deutschland, liegen in 36 Massengräbern und 788 Einzelgrabstätten rund 65.000 hier zu Tode gequälte sowjetische Kriegsgefangene. Jedes dieser Massengräber hat eine Länge von 112 m. Vor jedem dieser Gräber steht ein Stein mit einem roten Stern. Diese Steine wurden von den Überlebenden gestaltet. Die Inschriften sollen auf das Leiden und Sterben ihrer Kameraden in Stukenbrock hinweisen. In der Mitte vor dem Gräberfeld befindet sich ein ebenfalls von den Überlebenden in 23 Tagen errichteter 10 Meter hoher Obelisk, verkleidet mit Granit, Marmor und heller Keramik und drei großen Sternen am oberen Drittel. Die Spitze zierte eine aus Glasplastik gefertigte rote Fahne mit dem Staatssymbol der UdSSR. In russischer, englischer und deutscher Sprache sind folgende Sätze in die Steine des Denkmals gemeißelt:
Hier ruhen die in faschistischer Kriegsgefangenschaft zu Tode gequälten 65.000 russischen Soldaten. Ruhet in Frieden Kameraden. 1941 - 1945
Nachdem das Lager am 2. April 1945 von amerikanischen Soldaten befreit worden war, begannen die Überlebenden unmittelbar mit der Errichtung dieses Friedhofs. Der Obelisk, dessen Zeichnungen bereits am 5. April von den ehemaligen Gefangenen A.A.Mordanj, W.F. Chopersky und N.P. Smirnow vorgelegt wurden, entstand in der Zeit vom 7.- 30. April. Am 2. Mai 1945 wurde das Denkmal feierlich in Anwesenheit von über 10.000 Menschen, vor allem ehemaligen Kriegsgefangenen, enthüllt. Der Friedhof wurde umzäunt mit Materialien der ehemaligen Schmalspurbahn des Lagers. Die Schienen sind heute noch erkennbar.
Der Friedhof wurde uns Deutschen nach dem Abtransport der letzten Überlebenden in ihre Heimat zur Pflege und vor allem als Mahnstätte überlassen. Heute steht er unter Denkmalschutz.
Die Pflege des Friedhofs liegt in der Verantwortung des Landes Nordrhein Westfalen. In den Jahren von 1960 -1963 wurden zahlreiche bisher in der Region begrabene sowjetische Kriegsgefangene nach Stukenbrock umgebettet. Auf der Mitte des Gräberfeldes errichtete man eine aus Stein gemeißelte Kreuzgruppe des Paderborner Bildhauers Josef Rikus. Der Friedhofseingang erhielt zwei schwere Eisentore, die in ihrer Gestaltung symbolisch an die Gefangenschaft erinnern. Schließlich wurde am äußersten Friedhofsrand eine Gedenkhalle errichtet, die folgende Inschrift trägt:
...und sorget Ihr, die Ihr noch im Leben steht, dass Frieden bleibt, Frieden zwischen den Menschen, Frieden zwischen den Völkern.
Auf Anordnung der CDU-Landesregierung wurde in dieser Zeit die rote Fahne vom Obelisken entfernt und durch ein orthodoxes Kreuz ersetzt. Auf dem benachbarten Gemeindefriedhof wurde ein Denkmal abgerissen, das an die im Lager ermordeten 42 Offiziere erinnerte. Heute befindet sich dort ein Gedenkstein, der an die Opfer der Vertreibung erinnert.
Trotz der Forderung Tausender Bürgerinnen und Bürger wurde auch bei der Denkmalrestaurierung 1981 der Wunsch der Überlebenden des Lagers nach Wiederanbringung der Glasplastik auf dem Obelisken nicht entsprochen. Die rote Fahne bleibt weiterhin tabu. Inzwischen aber befindet sich am Eingang des Friedhofs eine Hinweistafel, die in knappen Worten Auskunft über die Geschichte des Friedhofs und des Lagers gibt.